Bombenhüllen im Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ)

Das alte Allendorf

Drei Tage waren Katja Michel und ich in dem kleinen Ort mit 22 000 Einwohner:innen aus 84 Nationen, um zu erfahren, wie das Zusammenleben dort seit der Nachkriegszeit funktioniert.
Während dem 2. Weltkrieg errichteten die Nazis dort die größte Munitionsfabrik Europas und nutzten dafür 20 000 Zwangsarbeiter:innen. Heute gibt es dort drei große Arbeitgeber, darunter die Eisengießerei Fritz Winter und Ferrero. Je nachdem, wo man sich in der Stadt gerade befindet, riecht es nach Waffeln oder nach Eisenschmelze, manchmal auch nach beidem gleichzeitig, dann nennt man das „Ferrero Güsschen“.
Wir haben Einwanderern der ersten Generation zugehört, waren zu Besuch bei Fritz Winter, beim Freitagsgebet in der Moschee wurden wir zu Çai und Gözleme eingeladen, bekamen eine Führung durch das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) von Kurator Jörg Probst, der uns auch noch den Vorlass von Hakki Becermenn zeigte. Ein wahrer Goldschatz: Hakki, heute über 90, wurde nach seiner Migration zum Dolmetscher bei Fritz Winter. Er sammelte außerdem akribisch Zeitungsartikel aus der deutschen und der türkischen Presse zum Thema Migration, aber auch über „einfache“ Themen wie Blumen in der Türkei, schöne Dinge, die an die Heimat erinnern, aber auch ablehnende Artikel einschlägiger Zeitungen. Diese Artikel bewahrte er in dutzenden Leitz-Ordnern auf, welche er mit Ausschnitten liebevoll verzierte.

Wir sprachen mit dem Stadtjugendpfleger „Habu“, schauten dem jungen Hessenmeister Dzhan beim Boxtraining zu, sprachen mit einem Lehrer der Georg-Büchner-Schule und einer ehemaligen Schülerin, die jetzt ihr Abitur machen will. 

Selahattin Santur gehört zur ersten Generation der Gastarbeiter

Kraniche über Stadtallendorf

Vorlass von Hakki Becermenn

Dr. Jörg Probst, Kurator & Leiter des DIZ

Kurzvorstellung von Hakki Becermenn

Habu´s Jacke mit der Aufschrift „Sport integriert Hessen“

Stadtjugendpfleger Sebastian „Habu“ Habura

 Dzhan Sali, 13 Jahre, Hessenmeister im Boxen beim Training im Südstadtkiosk, einem alten Bunker

Umkleide im Südstadtkiosk

Ferrerogelände (einer der drei großen Arbeitgeber der Region)

Skulptur von Aniko Veres-Fé „Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung“ New York 1992 im DIZ
(Anika Friedman ist Shoa Überlebende, die u.a. auch nach Ausschwitz deportiert wurde)

Valeria Shapovalova, 18, Gymnasiastin, kam mit 6 Jahren aus Kirgistan nach Deutschland

Hochhaussiedlung Stadtallendorfs, auch „Manhatten“ genannt

Gläubige beim Freitagsgebet

Die Fatih-Moschee

Zeitungsausschnitt der Bildzeitung vom 15.März 1982

Schrott im Fritz Winter Werk, der später verschmolzen wird

Arbeiter in der Schmelze

Stadtansicht

Güner Özbalkan (kam 1969 nach Stadtallendorf um in der Eisengießerei Fritz Winter zu arbeiten)

Postkarte mit dem Foto des aus Holz geschnitzten Models Stadtallendorfs von Güner Özbalkan