

Zoé Meissner
Ende Dezember 2024 traten mehrere Turnerinnen aus unterschiedlichen Stützpunkten an die Öffentlichkeit und berichteten über psychologische und physische Schikanen in ihrem Trainingsalltag insbesondere von einer Bundestrainerin. Dabei geht es viel um das Körpergewicht und missachtete Schmerzen und Verletzungen, die zum Teil lebenslange Schäden hinterlassen.
Drei von ihnen habe ich portraitiert.
„Es ist immer wieder derselbe Mechanismus, den die Turnerinnen beschreiben: Leistungsdruck, erzeugt durch Abwertung. „Das System schafft es, dass man denkt, man selbst sei das Problem“, sagt Janine Berger. Gefühle zu zeigen, ist nicht erwünscht. Wer Angst hat, muss sie überwinden. Wer weint, soll aufhören zu weinen. Wobei die jungen Frauen nie „weinen“ sagen, bis heute nicht. Sie sagen „heulen“. So kennen sie es von ihren Trainern.“
Recherche & Text: Anna Kemper & Hannah Knuth


Janine Berger


Michelle Timm




„Dem deutschen Frauenturnen ist in den vergangenen Jahren eine ganze Generation weggebrochen. Was wäre, wenn Zoé Meißner, Catalina Santos und all die anderen, die früher deutsche Juniorenmeisterschaften unter sich ausgemacht haben, weiter dabei wären? “Es gibt kaum Nachwuchs”, sagt eine noch aktive Turnerin. “Die, die es hätten sein können, sind kaputt, die gehen aus der Halle, und du siehst sie nie wieder.” Eine lange Karriere scheint nicht das Ziel der Ausbildung zu sein. Eine Trainerin soll es einmal besonders drastisch formuliert haben. “Es ist wie bei einer Fliegenklatsche: Man klatscht alle an die Wand, eine bleibt kleben – und der Rest fällt halt runter.““





„Im Frauenturnen gilt: Je kleiner, schmaler, weniger weiblich der Körper, desto besser die Hebelwirkung, die man bei Salti und Schrauben erzielt. Viele Trainer, so erzählen es Eltern und Turnerinnen, seien deshalb fast besessen vom Thema Gewicht. Und das bei Mädchen, in einem Alter, in dem man ohnehin schon sensibel auf Bemerkungen zu seinem Körper reagiert.“





